Dienstag, 27. September 2016

Aufbereitung einer Reserve-Cavity für PETRA-III stockt

Für PETRA-III soll eine Reserve-Cavity nach allen Regeln der Kunst aufbereitet werden. Dazu wurde zunächst ein besonders geeignetes Exemplar auf der Basis alter Störkörper-Messungen gesucht. Die Wahl fiel auf den bei HERA im Bereich Süd-Links auf Position 75,9 m eingebauten 7-Zeller mit der Seriennummer 55.


Zum Ausbau vorbereitete künftige Reserve-Cavity für PETRA-III.





Nach dem Ausbau aus HERA wurde die Cavity zunächst in Halle 2a gebracht, um für den Versand zu einem Fachbetrieb für Elektropolitur vorbereitet zu werden.



Künftige Reserve-Cavity wird für den Versand vorbereitet


  Vor der Elektropolitur wurden zur Begutachtung der Oberflächenqualität einige Flansche der Cavity geöffnet, um sie anschließend mit dem Ergebnis der Elektropolitur zu vergleichen.


Der Blick in die Cavity-Zelle zeigt ganz passabel aussehende Oberflächen. Der violette Schimmer entsteht durch eine hauchdünne, nur wenige Lichtwellenlängen dicke, durchsichtige Oxidschicht. Die Ursache für die kleinen punktförmigen Verfärbungen ist unklar. Es wird erwartet, dass sie durch die Elektropolitur verschwinden.

Die Cavity wurde im Februar 2016 zur Elektropolitur an einen spezialisierten Fachbetrieb geschickt. Nach Ausführung der Arbeiten wurde sie Ende April 2016 wieder bei DESY angeliefert und am 28.4.2016  im Beisein eines zuständigen Mitarbeiters der Firma inspiziert. Das vorgefundene Arbeitsergebnis  war absolut inakzeptabel. Insgesamt machte die Cavity einen unsaubereren Eindruck als vor der Behandlung. Im Einzelnen wurden folgende Kritikpunkte identifiziert:



  • Die UHV-Blindflansche waren äußerlich zum Teil schmierig-klebrig. 
  • Die Flanschschrauben waren zum Teil nur handfest angezogen. Die mitgelieferten neuen Vakuumdichtungen waren nicht eingesetzt worden. Die Reinstickstofffüllung dürfte sich daher auf dem Transportweg mit der Umgebungsluft vermischt haben.
  • Vakuumseitig wurden auf einem Flansch eingetrocknete Substanzreste gefunden. 
  •  Die Vakuumoberflächen vermittelten nicht den Eindruck, als seien sie elektropoliert worden.
  •  Durchgehend in allen Zellen fand man etwas, das nach einem Wasserrand aussah.
  • An vereinzelten Stellen waren weiß-graue Verfärbungen mit Ablaufspuren zu sehen.
Die Cavity wurde daraufhin im Mai 2016 zur Nacharbeit erneut an den Auftragnehmer geschickt.

Eingetrocknete Substanzreste auf der vakuumseitigen Flanschseite

Ablaufspuren, weiß-graue Verfärbungen und ein durch alle Zellen umlaufenden "Wasserrand" (ähnlich einem Schmutzrand in einer Badewanne).




Am 10.8.2016 wurde die nachbearbeitete Cavity erneut angeliefert und am 18.8.2016 wiederum gemeinsam mit dem zuständigen Mitarbeiter der ausführenden Firma begutachtet. Insgesamt erschien das vorgefundene Arbeitsergebnis zunächst besser, als bei der ersten Anlieferung Ende April 2016. Es entsprach aber trotzdem bei weitem nicht unseren Erwartungen. Zur vakuumtechnischen Beurteilung hatte dann am 22.8.2016 ein Vakuumexperte von MVS die Cavity in Augenschein genommen und diese, insbesondere aufgrund der vorgefundenen punktförmigen weißen Ablagerungen (die vermutlich auf Salzbildung aufgrund ungenügender Reinigung nach dem EP-Prozess zurückzuführen sind),  als so nicht verwendbar beurteilt.
 


Vorbereitung der elektropolierten Cavity zur Sichtinspektion



Der Blick in Zelle 6 offenbart grau-weiße Flecken, die vermutlich durch die chemische Reaktion von Elektrolytresten, Luft, Wasser und Kupfer entstanden sind.

 

Beim Blick durch die Koppelschlitze in Zelle 5 hinein, erkennt man außer grau-weißen Belägen auch weiße, punktförmige Krümel.






Dieses Bild wurde mit einem Endoskop in Zelle 3 aufgenommen. Deutlich ist die krümelige Struktur der Oberflächenverunreinigung zu erkennen. Bei den Krümeln handelt es sich vermutlich um Salzkristalle, die sich durch die Reaktion von Chemikalienresten mit Kupfer und Umgebungsluft gebildet haben.


Zur Klärung der Frage, was beim EP-Prozess und der anschließenden Reinigung und Trocknung falsch gelaufen sein könnte, wurde der Auftragnehmer um eine Beschreibung der durchgeführten Arbeitsschritte gebeten. Die Arbeitsschritte wurden anschließend gemeinsam mit den Spezialisten der Vakuumgruppe MVS diskutiert. Es konnter nicht nachvollzogen werden, wie die Oberflächen trotz mehrfacher Nachbehandlung und vielen Spülgängen aussehen können, wie in den voranstehenden Abbildungen zu erkennen. Es ist unzweifelhaft, dass die Oberflächen auch nach dem letzten Spülgang stellenweise noch mit Säure- oder Elektrolytresten benetzt waren. MHFe ist der Meinung, dass eine nochmalige Nachbehandlung beim Auftragnehmer wenig Erfolg verspricht. Um die Cavity letztlich doch noch in einen brauchbaren Zustand zu versetzen, soll sie erneut mit Zitronensäure gebeizt werden. Die partielle Elektropolitur ginge dabei allerdings verloren. Ein Vorversuch soll sicherstellen, dass Zitronensäure die dargestellten körnigen Strukturen ablösen kann.

Da die erforderliche Nachbehandlung nicht kurzfristig erfolgen kann, wurde entschieden eine andere Cavity als künftige Reserve-Cavity für PETRA-III aufzubereiten - allerdings ohne vorherige chemische Aufbereitung.

Die Wahl fiel auf einen 7-Zeller, der nicht erst im HERA-Tunnel demontiert werden musste, sondern bereits transportbereit in der Senderhalle HERA-Nord lagerte.

Neu auserkorene Reserve-Cavity für PETRA-III (SN 41)















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