Donnerstag, 30. Juli 2015

2-Uhr-Problem

Bei PETRA gibt es seit einiger Zeit ein sogenanntes 2-Uhr-Problem. Es schlägt alle 1 bis 3 Wochen zu und äußert sich durch einen Strahlverlust exakt um 02:00 Uhr (00:00 UTC). Eine Ursache konnte bisher nicht gefunden werden. Das letzte mal schlug das 2-Uhr-Problem heute zu. Im Bild der entsprechende Eintrag im PETRA-Logbuch.


Letzte Woche hatte uns das Problem erwischt. Am Samstag d. 18.7. um 02:00 Uhr blieben die Cavity-Temperaturregelungen aller zwölf PETRA-Cavities stehen und ließen sich nicht wieder einschalten. Das nachstehende Bild des Archive-Viewers zeigt die Regeldifferenzen der zwölf Regelkreise. Bis 02:00 Uhr lagen die SOLL-IST-Temperaturdifferenzen im Bereich kleiner +/- 0,1 °C. Danach drifteten die Temperaturdifferenzen bis auf +1,7 °C / -0,6 °C auseinander. Dem Problem standen unsere Experten noch bis Mittwoch ratlos gegenüber. Dann spürte Oberexperte R.O. eine verdächtige DLL auf. 
Eine DLL ist eine Bibliothek, die Code und Daten enthält. Sie kann von mehreren Programmen gleichzeitig verwendet werden.
Die verdächtige DLL hatte zufällig denselben Namen wie eine bekannte Schadsoftware. R.O. vermutete daraufhin, dass der Viren-Scanner deshalb die DLL deaktiviert hatte. Nachdem die DLL umbenannt worden war, ließen sich die Temperaturregelungen wieder einschalten. Anschließende Untersuchungen konnten den vermuteten Zusammenhang mit dem Viren-Scanner allerdings nicht bestätigen. Das Ereignis bleibt also genauso rätselhaft, wie die anderen bisherigen 2-Uhr-Ereignisse.


 

Dienstag, 21. Juli 2015

PETRA-Betrieb läuft aus HF-Sicht ungewöhnlich problemlos

Der PETRA-Betrieb läuft aus HF-Sicht ungewöhnlich problemlos. Ob das die Wirkung der im vergangenen Shut-Down getroffenen Maßnahmen ist, kann man noch nicht sagen. Die wenigen Störungen der HF-Anlagen fallen aufgrund häufiger Störungen anderer Komponenten kaum auf. Das war in den letzten Jahren anders. PETRA insgesamt läuft nicht so zufriedenstellend. Von der unteren Grenze der Verfügbarkeit (sie soll mindestens 95 % betragen) ist PETRA noch deutlich entfernt. Wenn die 95 % dieses Jahr noch erreicht werden sollen, brauchen wir in den verbleibenden 4 Monaten bis zum Shut-Down einen Zuverlässigkeitsschub.

So wie heute sieht das Machine-Status-Display leider häufiger aus. Die Verfügbarkeit der letzten 24 Stunden beträgt lausige 83 %. Als Ausfallzeit zählt nicht nur die Zeit vom Strahlverlust bis zur Neufüllung, sondern es wird zusätzlich noch bis zu eine Stunde Aufwärmzeit hinzugezählt, da die empfindlichen Instrumente der "Froschbestrahler" (so nennen einige die Kollegen hinter den Beamlines) äußerst empfindlich auf Temperaturänderung reagieren.



Noch mehr Verschrottung

Nicht dass jemand denkt, wir hätten nichts besseres zu tun. Das Gegenteil ist der Fall. Immer wieder machen die Altlasten Ärger in Form von unnötiger Zusatzarbeit. Mal müssen für eine Inventur alle inventarisierten Geräte und Anlagen vorgeführt werden. Dann braucht jemand genau den Platz an dem dieses oder jenes seit Jahrzehnten lagert. Oder man sucht selbst etwas und kann es in Bergen von Gerätschaften nicht finden. Letzten Monat haben wir geschätzte 100 m³ Hohlleiter verschrottet. Die mussten wir im Laufe der letzten Jahre mal hier, mal dort aus dem HERA-Tunnel ausbauen, weil sie irgendwem im Wege waren. Mangels Alternative hatten wir sie dann erst einmal in der Senderhalle HERA-Süd abgelegt. Jetzt haben wir dort endlich wieder Bewegungsfreiheit und durch den Erlös viele Tausend Euro mehr auf unserer Kostenstelle.

Gestern ging es alten Klystrons an den Kragen. In der Senderhalle HERA-Nord standen seit den 90er Jahren defekte Klystrons vom Typ YK-1300 und YK-1301 herum. 2013 hatten wir noch eine alte Röhre an CORNELL verkaufen können. Sie wollten erst noch zwei weitere kaufen, haben es sich dann aber kurzfristig anders überlegt. Vermutlich nachdem ihnen klar wurde, wieviel sie für die Aufarbeitung zahlen müssten. 

Jetzt haben wir sie alle mit Hunten über den Fahrstuhl auf den Hof gekarrt und neben den bereitstehenden Container gekippt. In den nächsten Tagen werden sie dann per Gabelstabler in den Container befördert.

Die defekten Klystrons vom Typ YK-1304 heben wir allerdings noch weiter auf. Vermutlich brauchen wir sie nie wieder, da wir noch genügend funktionsfähige  für die nächsten 10 Betriebsjahre haben. Aber wer weiß was noch kommt?