Die Ursache für die defekten Feedback-Verstärker
wurde zunächst bei HOM-Effekten gesucht. Die zum Schutz der Feedback-Verstärker
an den Feedback-Cavities installierten Zirkulatoren erwärmten sich im
Strahlbetrieb kräftig und könnten dadurch ihre isolierenden Eigenschaften verloren
haben. Diese Hypothese konnte jedoch nicht bestätigt werden. Die Ursache wurde
letztlich an einer völlig unerwarteten Stelle gefunden. Das betriebsmäßig netzspannungsseitige
Ein- & Ausschalten hatte die Feedback-Verstärker beschädigt. Sie waren
nicht dafür ausgelegt, dass bei anliegender HF-Ansteuerung die Netzspannung
geschaltet wird. Nachdem dieser Fehler erkannt war, wurden einerseits die
Feedback-Verstärker entsprechend nachgerüstet und andererseits das
betriebsmäßige Schalten von der Netzspannungsseite auf die HF-Ansteuerungsseite
verlegt. Die Reparatur und Nachrüstung der Feedback-Verstärker zog sich bis
Jahresmitte hin, da die benötigten Ersatztransistoren nicht mehr gefertigt
wurden und Restbestände auf dem Weltmarkt zusammengesucht werden mussten. Während
dieser Zeit wurden nur vier der acht Feedback-Cavities betrieben; anfangs mit nur
einen, später mit vier Feedback-Verstärkern. Auf den erst Ende Februar
beginnenden Strahlbetrieb, mit überwiegend nur rund 50mA in 70 Bunchen, hatte
das keinen störenden Einfluss.
Sehr störend waren dagegen die
häufigen sogenannten ṙ-Interlocks (ṙ: differenzierte Reflexion einer Cavity.
Siehe dazu Abb. 2). Im Zeitraum Februar bis Mai wurden im Nutzer-Testbetrieb 24
solcher ṙ-Interlocks und neun sonstige Störungen der HF-Anlagen registriert.
Die ṙ-Interlocks konzentrierten sich auf die Cavities SL_Cy1 (14 ṙ-Interlocks)
und SL_Cy3 (sechs ṙ-Interlocks). Zunächst wurde davon ausgegangen, dass das ṙ-Interlock
einfach nur zu empfindlich reagiert. Entsprechende Gegenmaßnahmen brachten
jedoch nur mäßigen Erfolg. Am 23. August
begann offiziell der Nutzerbetrieb. Zur Reduzierung der ṙ-Interlocks wurde damit
begonnen regelmäßig die Cavities zu konditionieren. Ein durchgreifender Erfolg
konnte jedoch nicht verzeichnet werden. Über das gesamte Betriebsjahr wurden
50% aller Störungen durch ṙ-Interlocks ausgelöst; 75% davon durch die Cavities
der Anlage Süd-Links.
Abb.2: Typischer Transientenrekorder-Schnappschuss eines ṙ-Interlock-Ereignisses.
Die Zeitbasis beträgt 500µs/Div. Das Bild zeigt die zeitlichen
Spannungsverläufe der gestörten Cavity (bl), des Strahlstroms (rt) und der fünf
am Ereignis unbeteiligten Cavities (ws, gr, sw). Bei diesem Ereignis bricht die
Spannung der Cavity PE_SL_Cy6 innerhalb von 30µs auf weniger als 1/10
zusammen. 2ms später schaltet das ṙ-Interlock die HF-Senderleistung weg und der
Strahl geht infolge verloren.