Das 2.Betriebsjahr begann mit
einem beängstigenden Befund an den Feedback-Cavities. Die
HF-Vakuumdurchführungen waren durch Wärmeeinwirkung teilweise bläulich
angelaufen. Außerdem war bei jeder zweiten Cavity die Pick-Up-Loop abgebrannt. Vermutlich
war das im letzten Betriebswochenende 2010 geschehen, als Maschinenstudien mit
bis zu 100mA in 60 Bunchen und 90mA in 40 Bunchen durchgeführt worden waren.
Zur Entlastung der HF-Vakuumdurchführungen wurde die Lastgüte der Feedback-Cavities durch eine veränderte äußere Beschaltung halbiert.
Die resultierende Reduzierung der Feedback-Spannung um ca. 35% musste dabei in
Kauf genommen werden. Eine negative Auswirkung auf die Strahlstabilität wurde
nicht beobachtet.
Ab März waren alle Cavities mit Temperaturregelungen
ausgestattet. Es war nun möglich für jede Cavity einen individuellen
Temperatursollwert vorzugeben und dessen Oberflächentemperatur auf +/-0,2°C
stabil zu halten, um gegebenenfalls die Wirkung von
strahlstabilitätsbeeinflussenden HOMs zu reduzieren. Für diesen Zweck wurden die
Temperaturregelungen allerdings noch nie genutzt, da sie sich in anderer
Hinsicht als sehr wirkungsvolle Werkzeuge erwiesen. Bereits im Vorjahr war
aufgefallen, dass ṙ-Interlocks häufig im Zusammenhang mit
Kühlwassertemperaturänderungen auftreten. Mithilfe der Temperaturregelungen
wurde nun versucht für jede Cavity die Temperatur zu finden, bei der keine ṙ-Interlocks
mehr auftreten. Die Maßnahme schien erfolgversprechend. Der Anteil der
Störungen durch ṙ-Interlocks sank von 50% auf unter 30%. Sie wurden aber
unverändert zu 75% von den Cavities der Anlage Süd-Links ausgelöst.
Im März wurden zwei weitere
Störungsquellen erkannt. Alle HF-Signalkabel waren fehlerhaft konfektioniert
worden. Die verwendeten N-Stecker passten nicht zum verwendeten RG214-Kabel und
hatten vermutlich etliche Störungen durch Wackelkontakte ausgelöst. Eine andere
Störquelle betraf das Kühlwassersystem. Es gab immer wieder Störungsauslösungen
durch unzuverlässige Durchflusswächter, die mal mangelnden Kühlwasserdurchfluss
meldeten, ein anderes Mal, trotz abgedrehtem Kühlwasser, vollen
Kühlwasserdurchfluss signalisierten. Dem Problem wurde zunächst durch
wöchentliche Funktionsprüfung aller Durchflusswächter begegnet.
Drei
Störungsursachen wurden erkannt.
- Der Arbeitsbereich der Durchflusswächter in den Einkopplerkühlkreisen der Cavities war zu groß gewählt worden. Dadurch meldeten diese fehlerhaft öfters mangelnden Kühlwasserdurchfluss.
- Der Kühlwasserdurchfluss in den Plunger-Kühlkreisen der Cavities war teilweise zu schwach eingedrosselt und dadurch zu groß für den Arbeitsbereich der Durchflusswächter, die deshalb öfters verklemmten und bei abgedrehtem Kühlwasser vollen Kühlwasserdurchfluss signalisierten.
- Durch Schmutz im Kühlwassersystem setzten sich häufig die Schmutzfangsiebe zu.
Am 11.5.2011 reißt während der Maschinenstudien mit 80mA in 40Bunchen das
Quarzfenster der Cavity SR_Cy3 und belüftet das Vakuumsystem. Die Ursache offenbart
sich erst zwei Jahre später.
Ende Mai wurde zufällig während
des Service-Tages an der Anlage Süd-Links, bei einem Blick durch das dem
Einkoppler gegenüberliegende Quarzfenster, bei der Cavity SL_Cy4 ein leuchtender
Einkoppler entdeckt. Ab einer Leistung von ca. 30kW ein war deutlich ein blaues
Leuchten erkennbar, das bei Verstimmung der Cavity zu niedriger Frequenz
intensiver wurde und bei Verstimmung zu höherer Frequenz sektorweise erlosch.
Weiterhin wurde noch ein kleiner, scheinbar rotglühender Punkt, an der Iris des
„downstream“ gelegenen „Nose-Cones“ der Mittelzelle derselben Cavity entdeckt.
Bei einer daraufhin durchgeführten Inspektion aller Cavities konnten keine
weiteren Leuchteffekte entdeckt werden. Trotz des leuchtenden Einkopplers war
bisher keine erhöhte Störanfälligkeit der Cavity erkennbar.
Dieses Bild wurde während eines Strahl-Dumps aufgezeichnet. Das helle Leuchten hielt einige Sekunden an; solange bist die durch den Strahl verstimmte Cavity wieder aubgestimmt war.
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